Mandeldrink, Not milk, Sojaghurt, Hafer natur…

Schonmal aufgefallen, dass es bei der Benennung von pflanzlichen Milchprodukten stets Wortspiele mit dem „Originalwort“ gibt, aber nie einfach Joghurt oder Milch heißt? Dieses Wort ist nämlich alleine den Produkten aus tierischer Milch vorbehalten.
Ich muss sagen, mir ist es wirklich egal, wie meine pflanzliche Alternative heißt, solange erkennbar ist um welche Basis es sich handelt. Ich habe nie verstanden, warum für die Benennung der Lebensmittel so ein Fass aufgemacht wurde und teilweise noch wird. Als ob man damit jemandem etwas wegnehmen würde, aber diese Art von Denkweise habe ich sowieso nie verstanden. Ich teile gerne 😊

So, pflanzliche Joghurt- und Milchalternativen also, darum solls hier gehen.
Als ich mich vor über 10 Jahren das erste Mal mit einer pflanzlichen Ernährung beschäftigt habe, war in Deutschland eigentlich nur eine Alternative zu Kuhmilch und Joghurt verfügbar, und die hieß Soja. Hinzu kam, dass es diese Produkte meist nur in Bioläden zu kaufen gab oder in großen, gut sortierten Supermärkten, in letzteren dann vorwiegend von der Marke „Alpro“.
Heute hingegen ist die Auswahl schon deutlich vielfältiger! Es gibt Alternativen aus Hafer, Lupine, Kokos, Mandel, Cashew uvm. Der Herstellungsprozess ist dabei i.d.R. identisch. Es wird ein Pflanzendrink aus der Basiszutat hergestellt, dabei wird die Nuss oder das Getreide mit Wasser gemischt und der Trester rausgefiltert. Anschließend wird der Drink erhitzt, abgekühlt und mit Milchsäurebakterien (ja, die sind vegan) vermischt. Diese Bakterien spalten den, von Natur aus, enthaltenen Zucker und bilden dadurch Säuren die den Pflanzendrink andicken. Tadaaaa, es entsteht Joghurt voller wunderbarer Bakterien für deinen Darm.
Abgesehen von Soja, werden die meisten anderen Alternativen dabei aber nicht sehr fest, sodass oft noch ein Verdickungsmittel zugefügt werden muss um Sie auch ansprechend in den Verkauf zu bringen.

Wenn du selber Pflanzenjoghurt herstellen möchtest und kein Problem mit einer flüssigeren Konsistenz hast, dann kannst du dir diese Zusatzstoffe sparen.

Aber wieso eigentlich eine Alternative zu Kuhmilchprodukten?

Eine Studie der Universität Oxford ergab, dass selbst die am wenigsten nachhaltig produzierte Sojamilch immer noch umweltschonender ist, als die am nachhaltigsten produzierte Kuhmilch. Dafuck!

Methan ist ein klimarelevantes Gas und somit die Reduzierung des Austritts in unsere Atmosphäre ein wichtiger Faktor zur Verlangsamung der Klimaerwärmung. Kühe sind eine bedeutende Quelle für den Ausstoß von Methan, zum einen, weil sie Wiederkäuer sind und somit bei Ihrem Verdauungsprozess besonders große Mengen des Gases entstehen und zum anderen, weil es so unheimliche viele Kühe auf dieser Erde gibt. In Deutschland leben beispielsweise ca. 4 Mio. Kühe alleine für die Milchproduktion! 
Zum Vergleich: Die Herstellung von einem Liter Kuhmilch ist nahezu so schädlich wie die Verbrennung eines Liters Benzin. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Haltung von Kühen nahezu den gleichen Impakt auf die Treibhausgasemissionen hat, wie der gesamte Verkehrssektor. In Zahlen ist die Produktion von Kuhmilch für 16% der durch Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Die verfügbare Landfläche auf unserem Planeten ist begrenzt, Kühe und ihr Futtermittel brauchen allerdings jede Menge Platz. Dies ist deshalb so kritisch, weil die Tiere viel mehr Kalorien zu sich nehmen müssen, als sie anschließend an Fleisch oder Milch für die globale Ernährung bereitstellen können. Indem wir also Getreide oder Soja zur Verpflegung der Kühe anbauen, verbrauchen wir viel mehr Land, als wenn wir dieses Getreide einfach direkt für unsere Ernährung produzieren würden. Gute 80% der weltweiten Ackerfläche wird für die Haltung von sogenannten Nutztieren verwendet, aber nur rund 20% der global zur Verfügung stehenden Kalorien stammen aus tierischen Lebensmitteln. Macht dieses Verhältnis für dich Sinn?
Entgegen der Annahme, dass für den erhöhten Konsum von Tofu und pflanzlichen Milchalternativen die Rodung von wichtigen Waldflächen voranschreitet, sollte spätestens hier klar sein, dass dies nicht der Fall ist. Weideflächen und Anbauflächen für Futtermittel habe einen vielvielvielfachen Anteil am Verschwinden von diesen Flächen aus. Wälder auf der ganzen Welt halten die Temperaturen unten, sie filtern Schadstoffe aus der Luft, wandeln CO² in Sauerstoff und speichern Wasser.

Apropos Wasser, auch auf unsere Gewässer, wie Flüsse, Seen und Meere hat die landwirtschaftliche Haltung von Kühen einen immensen Einfluss. So fördert vor allem Phosphat und Stickstoff, welches durch die Gülle (Scheiße) der Tiere in den Wasserkreislauf gelangt, das Algenwachstum in den Gewässern. Gülle wird übrigens auch als Dünger auf landwirtschaftlichen Anbauflächen genutzt, nicht nur von Kühen, auch von Schweinen oder Hühner.
Die Algen entziehen dem Wasser zum einen Sauerstoff und gleichzeitig gelangt durch sie auch weniger Licht ins Wasser, wodurch das Wachstum von Wasserpflanzen eingeschränkt oder gänzlich unterbunden wird. So sterben viele dieser Wasserpflanzen, die die Gewässer mit Sauerstoff versorgen würden. Diese Armut an Sauerstoff in Flüssen und Seen ist auch kritisch für Wassertiere wir Insekten und Fische, welche daraufhin verenden.
Same gilt für die Weltmeere, hier entstehen immer mehr Todeszonen in denen weder Korallen, noch Fische oder anderes Leben mehr wächst.

Wasserverschmutzung Landwirtschaft Gülle

Leben und leben lassen. Eine Floskel mit dem viele die Hinweise auf die Einschränkung von tierischen Lebensmitteln abtun und Diskussionen vermeiden möchten.
Aber ist das wirklich ein Leben, ständig geschwängert zu werden um Milch geben zu können und dann das Kind entrissen zu bekommen, damit ein anderes Lebewesen diese, für das Kalb entstandene Milch, trinken kann?
I doubt it.
Und ist es überhaupt nötig, als ausgewachsener Mensch noch Muttermilch zu trinken oder Produkte darauf zu verzehren? Vom ethischen Aspekt: ein klares NEIN! Für die Nährstoffversorgung: es ist eine Quelle für wichtige Nährstoffe wie z.B. Calcium, aber nicht die einzige und auch nicht die notwendigste. Also auch hier ein NEIN!

Wusstest du, dass 75 % der erwachsenen Weltbevölkerung laktoseintolerant sind?
Kein Wunder also, dass Pflanzenmilch das mit Abstand umsatzstärkste Produkt im gesamten Markt für Alternativprodukte ist.
Leider ist es in der Europäischen Union (EU) dennoch nicht erlaubt, pflanzliche Milchalternativen mit dem Wort „Milch“ zu kennzeichnen. In der EU dürfen sie beispielsweise nur als „Drinks“ bezeichnet werden. Auf anderen Kontinenten hingegen gibt es dazu keine besonderen Vorschriften und somit haben sich in vielen Ländern Bezeichnungen wie Sojamilch, Mandelmilch, Reismilch usw. etabliert. Das ist mir persönlich sehr sympathisch 😊
Neben der differenzierten Bezeichnung, wird Pflanzenmilch in Deutschland auch höher besteuert. Die Mehrwertsteuer auf Pflanzendrinks beträgt 19% und wird damit als sogenanntes Luxusprodukt eingestuft, wir erinnern uns hiermit an den einleitenden Satz dieses Absatzes bzgl. der Laktoseintoleranz. Auf Kuhmilch wird hingegen nur 7% Mehrwertsteuer fällig.
Die Politik ist einer allerdings mittlerweile einer Änderung der Besteuerung nicht abgeneigt! Es ist im Gespräch die MwSt auf Pflanzendrink anzupassen und damit von 19% auf 7% zu senken.
>>> Wollen wir zum einen hoffen, dass dies nicht nur im Gespräch bleibt, sondern auch umgesetzt wird und zum anderen, dass die Produzenten dies nicht ausnutzen und die 12% Steuerersparnis ohne Preisanpassung in die eigene Tasche zu stecken.<<<

Mehr Abwechslung auf dem Speiseplan bringen pflanzliche Milchproduktalternativen alle mal, welche Variante die leckerste ist bleibt aber Geschmackssache. Hafer schmeckt meist etwas süßlicher, genau wie Lupine und das sogar ohne Zugabe von Zucker oder Süßungsmitteln. Kokos schmeckt etwas satter und natürlich nach Kokos, Mandel bringt ein nussiges, weiches Geschmackserlebnis. Diese Sorten eignen sich meines Erachtens nach toll zum Backen oder für Süßspeisen und Frühstück. Soja ist geschmacklich am neutralsten. Mit der ungesüßten Version kann man super Dips, wie Zaziki oder Salatdressings anrühren. Außerdem eignen sie sich gut zum Kochen und sorgen für Cremigkeit in deinen Gerichten. In Sachen Geschmack empfehle ich dir dich einfach mal durchzutesten, viele Discounter und Supermärkte bieten mittlerweile auch günstige Milch- und Joghurtalternativen ihrer Eigenmarke an. Du musst also nicht mit den hippen Marken starten, wenn du erstmal eine Geschmacksrichtung für dich festlegen willst.

In Sachen Geschmack empfehle ich dir dich einfach mal durchzutesten, viele Discounter und Supermärkte bieten mittlerweile auch günstige Milch- und Joghurtalternativen ihrer Eigenmarke an. Du musst also nicht mit den hippen Marken starten, wenn du erstmal eine Geschmacksrichtung für dich festlegen willst.
Oder hast du schon eine leckere Alternative für dich entdeckt? Dann teile dein Lieblingsprodukt in den Kommentaren unter diesem Beitrag.

pflanzenjoghurt pflanzenmilch milchalternative

Nährwerttechnisch können die Alternativen mit Kuhmilchprodukten leider nicht von Natur aus mit dem Gehalt von Vitamin B12 und Calcium mithalten, daher werden diese Nährstoffe von einigen Herstellern zugesetzt, sodass die Joghurtalternative gleichwertig versorgt. Allerdings gilt dies nicht für Bio-Sortimente, dort ist die Zugabe von Nährstoffen nicht zulässig. Du kannst dem aber schnell Abhilfe schaffen, indem du dir Sangokoralle als Kapsel zulegst und den Inhalt einer Kapsel in deinen Becher Joghurt oder deine Müslischale mischst. Und keine Sorge, dein Joghurt schmeckt danach nicht nach Meer, dieses Supplement ist geschmacksneutral.
Zwingend notwendig ist das natürlich nicht, wenn du deinen Joghurt nicht als Sololebensmittel isst, sondern mit nährstoffreichem Obst, Nüssen, Getreideflocken oder wertvollen Gewürzen und Kräutern verfeinerst steigert dies die Nährstoffversorgung zusätzlich.

Für deine Umstellung auf eine pflanzenbetontere Ernährung ohne Tierleid und Förderung der Umeweltbelastungen stehe ich dir gerne zur Seite. Schau mal hier vorbei: Deine vegane Wegbegleitung.

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